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Sie sind wieder da – unsere Mauersegler

Endlich. Sie sind wieder da. Seit Tagen schon, hatten wir uns gefragt, wann sie denn endlich ankommen würden. Denn wir wussten ja –  die fliegen weiter – ob Coronapandemie oder nicht. Und den nötigen Sicherheitsabstand halten sie ja auch ein. Und endlich – gestern beim Abendbrot, da sind sie das erste Mal an unserem Fenster vorbeigesaust –unsere Mauersegler. Herr Mann hat sie entdeckt. Erst einmal nur drei vereinzelte. Aber, die anderen werden nun auch bald hier sein.

Jedes Jahr freuen die Familie und ich uns, wenn sie endlich wieder da sind und mit lautem „Sriee Sriee“ wieder an unserem Balkon vorbeijagen. Aber, wo genau waren sie denn in der Zwischenzeit, fragt mich der Sohn. Und wo nisten Mauersegler überhaupt bei uns? Wie kann ich Mauersegler und Schwalben auseinander halten? Und stimmt es, dass Mauersegler auch während des Fliegens schlafen können?

Mauersegler sind keine Schwalben

Es macht uns richtig Spaß, wenn wir abends auf dem Balkon sitzen und die Mauersegler in kleinen Trupps im irren Tempo (die können im Sturzflug mehr als 200 km/h schnell werden) über die Dächer der Oststadt fliegen. Du kennst das bestimmt auch – plötzlich rauscht es und „SRIIE SRIEE“ fliegen sie schreiend über die Häuser hinweg. Ich muss fast jedes Mal lachen, weil das so ansteckend ist und ich das Gefühl habe, die haben es gerade richtig gut und die lieben es einfach, laut lärmend um den Block zu toben.

Lange habe auch ich gedacht, dass hier Schwalben schreiend durch die Oststadt fliegen. Das hatten mir meine Oma und meine Mutter ja auch so beigebracht, wenn sie sich freuten, dass die „Schwalben“ endlich wieder da waren. Erst im Biologie-Studium lernte ich dann, während einer unglaublich früh am Tag beginnenden Vogelexkursion, dass es sich um Mauersegler handelte.

Wie kann ich denn Segler und Schwalben auseinanderhalten?

Segler und Schwalben haben ja durchaus Ähnlichkeiten: Sie jagen zu Mehreren in der Luft, sind von der Größe ähnlich, haben ein dunkles Grundgefieder und einen gegabelten Schwanz.

Dennoch gibt es ein paar Merkmale, mit denen du sie gut auseinander halten kann. Ich vergleiche hier die Mauersegler mit den häufig vorkommenden Rauchschwalben und Mehlschwalben, die auch am Rande von Wohngebieten auftreten können.

Mauersegler. Foto von Marc Pascual, Pixabay, CC0

Rauchschwalbe. Foto von Kurt Bouda, Pixabay, CC0

Mehlschwalbe. Foto von Dr. Georg Wietschorke, Pixabay, CC0

Merkmale Mauersegler, Rauchschwalben, Mehlschwalben

Mauersegler:

  • Wirken durch ihre langen Flügel etwas größer als Schwalben.
  • Sehen im Flug von oben und unten einheitlich ruß-schwarz aus.
  • Haben zwar einen kleinen schwachen weißen Kehlfleck, aber der ist im Flug eher nicht zu sehen.
  • Junge Mauersegler haben zusätzlich noch eine weiße Stirn, die das Gesicht aufhellt. Kann ich aber im Flug auch schlecht sehen.
  • Schwanzfeder sind nur wenig gegabelt.
  • Haben sehr lange gebogene sichelförmige Flügel.
  • Segeln rasant oder schlagen mit schnellen aber tiefen Schlägen mit den Flügeln.
  • Rufen laut „sriiiieh sriiiieh“, wenn sie fliegen.
  • Fliegen im Formationsflug im Trupp
  • Siehst du abends einen kleinen Trupp im rasend schnellen Formationsflug, der  „sriiiieh sriiiieh“ schreiend über dich hinwegpfeift, sind es auf jeden Fall Mauersegler.

 

Rauchschwalben:

  • Sind oberseits komplett glänzend blau-schwarz und haben unterseits einen weißen Bauch, ein blau-schwarzes Brustband und ein rot-braunes Gesicht.
  • Die erwachsenen Rauchschwalben haben einen ganz langen gegabelten Schwanz.
  • Schwalben haben kürzere Flügel als Mauersegel. Die Flügel sind etwas  breiter und eher dreieckig.
  • Schwalben flattern mehr beim Fliegen.
  • Schwalben schwatzen und zwitschern.
  • Schwalben fliegen in lockeren Wolken, jede einzeln für sich.

 

 Mehlschwalben:

  • Sind auch von oben leicht glänzend blau-schwarz wie die Rauchschwalben.
  • Haben aber einen weißen Bürzel (das ist der Teil direkt vor dem gegabelten Schwanz).
  • Der Schwanz ist nicht so tief gegabelt wie bei Rauschschwalbe.
  • Haben unterseits einen weißen Bauch und im Gegensatz zur Rauchschwalbe auch eine weiße Kehle.
  • Schwalben haben kürzere Flügel als Mauersegel. Die Flügel sind etwas  breiter und eher dreieckig.
  • Schwalben flattern mehr beim Fliegen.
  • Schwalben schwatzen und zwitschern.
  • Schwalben fliegen in lockeren Wolken, jede einzeln für sich.

 

Die wesentlich kleineren und hellgrau-bräunlichen Uferschwalben, die an sandigen Steilhängen brüten, habe ich hier mal außen vorgelassen, da damit ja eher keine Verwechslungsgefahr besteht. Auch gibt es in Deutschland neben dem Mauersegler auch noch den Alpensegler, aber wie der Name schon andeutet, ist der hier nicht so heimisch, sondern kommt nur vereinzelt in Siedlungen im Süden Deutschlands vor und vor allem im Hochgebirge. (Ich kann es nicht lassen, deshalb jetzt doch noch mal schnell – einfach überspringen, wenn es dich jetzt verwirrt oder dir zu viel ist 😉 Tatsächlich sieht der Alpensegler aus, wie eine riesige Ausgabe der Uferschwalbe: bräunlich und unterseits weiß mit einem bräunlichen Brustband. Aber beide leben in völlig unterschiedlichen Lebensräumen – Uferschwalbe: sandige Steilhänge; Alpensegler felsige Hochgebirge. Und beide nicht in der Oststadt. )

Mauersegler schlafen in der Luft

Mauersegler sind unglaubliche Vögel. Die meiste Zeit ihres Lebens verbringen sie fliegend in der Luft. Hier fangen sie die Insekten, von denen sie sich und ihren Nachwuchs ernähren, hier schnappen sie ihr Baumaterial aus der Luft und hier paaren sie sich. Sie schlafen sogar während des Fliegens, indem sie vermutlich einfach eine Hälfte ihres Gehirns ausschalten und die andere Gehirnhälfte die weitere Koordination übernimmt.  Das machen zum Beispiel auch Delfine. Ich verstehe nicht, warum sich das in der Evolution nicht auch bei den Menschen bewährt hat. Wenn ich so an meine Arbeitstage mit pubertierenden Kindern und Arbeitsplatz zuhause denke, fände ich es doch ganz reizvoll, mir vorzustellen, ich könnte zwischendurch nur mal eine halbe Stunde mit einer Gehirnhälfte dösen und der Rest wird von meiner anderen Gehirnhälfte erledigt. 😉

Das ist ja auch praktisch für die lange Strecke, die Mauersegler aus ihrem Winterquartier südlich der Sahara bis nach Europa oder Asien zurücklegen. Dazu haben sie sich schon Anfang Januar auf den Weg gemacht, um Tag und Nacht zu fliegen und nun endlich Anfang Mai nach Tausenden Flugkilometern auch in Hannover anzukommen.

Sie sind nur für etwa 2 Monate hier, um hier zu brüten, bevor sie sich etwa Anfang Juli schon wieder auf die Rückreise machen. Die Zeit, in der sie hier brüten und ihre Jungen großziehen, ist die einzige Zeit, in der die brütenden Tiere nachts auch mal in den Nestern ruhen, während die Vögel, die nicht brüten, auch weiterhin nachts in der Luft bleiben.

Mit dem Mauerseglern unter einem Dach

Mauersegler sind sehr ortstreu. Das heißt, haben sie sich einmal für einen Brutort entschieden, kommen sie ihr Leben lang an diesen Ort zurück. Und das auch immer mit demselben Partner oder derselben Partnerin. Denn auch da bleiben sie sich treu – einmal ausgesucht, ist das eine Entscheidung fürs Leben.

Bei uns Zuhause nisten die Mauersegler in einer Lücke zwischen der Regenrinne und den Dachpfannen. Ich habe sie in den letzten Jahre immer gehört, wenn ich auf dem Balkon saß  und dort arbeitete oder wenn die Familie und ich uns zum Essen hier trafen. Wir sahen sie dann, wie sie anflogen und dann hörten wir es Kratzen und Kruschteln über unseren Köpfen.

Bislang ist aber, während ich hier jetzt gerade in der Sonne sitze und schreibe, noch nichts zu hören. Vielleicht sind „unsere“ Mauersegler noch nicht wieder zurück?

Keine Rabeneltern

Ich werde meine Mauersegler bestimmt wiedersehen, wenn sie dann häufiger  rausfliegen müssen – zur Futtersuche für die Brut. Die Jungen können tatsächlich wohl länger auch mal für ein paar Tage allein bleiben, während die Eltern auch von weiter weg Insekten heranschaffen. Sie fallen dann in einer Starre, ähnlich dem Winterschlaf, und fahren ihre Körpertemperatur herunter. Das spart Energie und sie brauchen in der Zeit weniger Futter und Wärme. Ansonsten wärmen die Eltern ihren Nachwuchs aber auch an kalten nassen Tagen.

Höhlenbrüter – früher im Wald jetzt in der Siedlung

Die Mauersegler sind Höhlenbrüter und haben früher ihre Bruthöhlen in alten Bäumen gehabt. Es gibt nur noch wenige baumbrütende Kolonien zum Beispiel im östlichen Harz an Hängen mit alten Eichenbeständen im Bodetal oder Selketal.

Als Ersatz haben sich die Mauersegler dann in Dörfern und Städten Höhlen gesucht – zum Beispiel in Zwischenräumen alter Mauern oder in den Räumen unter Dachschindeln oder hinter Verkleidungen.

Da immer mehr Gebäude ausgebaut oder saniert werden, finden Mauersegler immer weniger Brutmöglichkeiten. Das ist jedoch nur ein Grund dafür, dass bei der bundesweiten Singvogelzählung, der Stunde der Gartenvögel, immer weniger Mauersegler gezählt werden.  Weitere Gründe dürften der dramatische Rückgang der Insekten sein und die voranschreitende Erderhitzung, die den Tieren auch den Vogelzug von und nach Afrika erschwert.

Nisthilfen an Hannovers Häusern

Mit Nisthilfen an deiner Wohnhauswand kannst du den Mauerseglern die Möglichkeiten geben, bei dir zu brüten. Da Mauersegler am liebsten in Kolonien brüten, ist es am besten, wenn du gleich mehrere Kästen oder Gemeinschafts-Nistkästen anbietest. Wichtig ist, dass du die Nistkästen möglichst hoch anbringst, da sich Mauersegler beim Losfliegen vom Nest einfach fallen lassen. Auch sollte der Nistkasten im Schatten liegen.

Anleitungen zum Selbstbauen eines Mauersegler-Nistkastens gibt es zum Beispiel beim Naturschutzbund Deutschland, NABU. Auch beim Bund für Umwelt und Naturschutz, BUND, der Region Hannover findest du wichtige Tipps und Adressen, falls du einen verletzten oder aus dem Nest gefallenen Mauersegler gefunden hast.

In Hannover gibt es auch an öffentlichen Gebäuden Nistkästen für Mauersegler. Zum Beispiel am Siloah Krankenhaus (KRH Klinikum Siloah) in der Nähe vom Maschsee. Als Herr Mann an dem Neubau des Krankenhaus Siloah mitgearbeitet hat, kamen Mitarbeiter*innen des NABU und BUND zu ihm und schlugen dem Projektteam vor, Nisthilfen für verschiedene Vogelarten am Neubau anzubringen.

Seitdem gibt es 8 Nistkästen an der Nordseite des Gebäudes für die Mauersegler  und die haben dieses Jahr auch schon wieder ihre Quartiere bezogen. 😉

Hast du auch Mauersegler bei dir im Viertel oder sogar am Wohnhaus. Hast du Tipps zum Anbringen oder zum Bau von  Nisthilfen für Mauersegler? Dann schreib mir doch gerne deine Erfahrungen unten in die Kommentare.

Deine frau k.

FAKTEN CHECK Mauersegler

190.000 km
fliegt er im Jahr
nur 1 Gehirnhälfte
braucht er zum Fliegen
20 Jahre alt
kann er werden
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