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Abschalten des Steinkohlekraftwerks Hannover Stöcken bereits 2026 – wie kann das gelingen?

 

Bis spätesten 2026 sollen die Stadtwerke enercity aus der Kohleverbrennung aussteigen und möglichst bald danach auch aus der Energiegewinnung durch Erdgas. Das fordert die Initiative hannover erneuerbar mit einem Bürger:innenbegehren, für das sie bis Ende Mai mehr als 20.000 Unterschriften sammeln will. enercity plant bislang ein komplettes Abschalten des Steinkohlekraftwerks Stöcken im Jahr 2030 und meint, ein schnellerer Umbau mit Erneuerbaren Energien sei nicht machbar. 2030 ist für das Einhalten der Klimaschutzziele Hannovers zu spät, sagen hingegen die Initiator:innen von Hannover erneuerbar. Ich frage mich, durch welche Erneuerbaren Wärmequellen kann denn das Kraftwerk Stöcken überhaupt ersetzt werden und wie könnte ein Ausstieg bis 2026 gelingen?

Abschalten des Kohlekraftwerks 2026 – ein großer Schritt zur Klimaneutralitat 2035

Die Hauptabnehmer von Strom und Wärme aus dem Kohlekraftwerk Stöcken sind VW Nutzfahrzeuge und der Autozulieferer Continental. Zusätzlich versorgt das Kraftwerk Stöcken einen Teil der Hannoveraner:innen auch mit Fernwärme. VW möchte bald keine Energie mehr aus Kohle für die Produktion verwenden und ist wohl mit eine treibende Kraft gewesen, dass enercity schneller aus der fossilen Energiegewinnung aussteigen wird. Der Plan der Stadtwerke ist jetzt, das Kohlekraftwerk in Hannover Stöcken komplett bis 2030 abzuschalten und auch die Wärmegewinnung vollständig auf erneuerbare Wärmequellen umzustellen.

Bis möglichst 2035 will die Stadt Hannover ihre Klimaziele  erreichen – das heißt 95 % ihrer CO2-Emissionen und 50 % des Energieverbrauchs von 1990 reduzieren. Und dass wir bis 2035 klimaneutral werden müssen, um unseren Beitrag am Pariser Klimaschutzabkommen einzuhalten, hat gerade letztes Jahr auch noch einmal der Klimaweisen-Rat der Region Hannover bestätigt.

Aber die Initiator:innen von hannover erneuerbar verweisen darauf, dass wir, um bis 2035 klimaneutral werden zu können, bereits in den nächsten 5 Jahren unsere CO2-Emissionen um etwa 60 % reduzieren müssen, im Vergleich zu 1990. Das Kraftwerk pustet mit 1 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr mehr Klimagase aus als der gesamte Verkehr in der Stadt und ist damit der größte CO2-Emittent Hannovers. Deshalb hätte Hannover mit einem Abschalten des Steinkohlekraftwerks Stöcken bis 2026 einen großen Hebel, seine CO2-Emissionen in 5 Jahren stark zu reduzieren und so dem Klimaschutzziel 2035 deutlich näher zu kommen.

Hannover erneuerbar Auftakt Rathaus Hannover

Auftaktveranstaltung der Initiative hannover erneuerbar zum Bürger:innenbegehren, das ein Abschalten des Steinkohlekraftwerks Stöcken 2026 erwirken soll.

hannover erneuerbar sharepic Fahrrad

Fahrradfahren ist gut für den Klimaschutz, aber mit dem Abschalten des Kohlekraftwerks kann Hannover mehr CO2 einsparen als der gesamte Verkehr in Hannover pro Jahr ausstößt. Sharepic hannover erneuerbar

SPD, FDP und Grüne beauftragen Stadtverwaltung mit Konzepterstellung zur kommunalen Wärmeplanung

Inzwischen scheint mit dem Start des Bürger:innenbegehren auch in der Politik der Stadt ordentlich Schwung in die Diskussion gekommen zu sein, wie die Wärmeenergie aus dem Kohlekraftwerk Stöcken schneller durch alternative Energiequellen ersetzt werden kann.

So wollen jetzt die regierenden Fraktionen SPD, Grüne und FDP die Verwaltung beauftragen, ein Konzept für eine kommunale Wärmeplanung zu entwickeln. Dazu sollen ein kommunales Wärmekataster und energetische Quartierskonzepte erarbeitet werden. Das meint, es sollen alle Wärmequellen, die es in Hannover gibt, erfasst werden und zusätzlich überlegt werden, welche Erneuerbaren Energiequellen sich für welche Wohnquartiere eignen. Welche erneuerbaren Wärmequellen sich da eignen, siehst du im nächsten Abschnitt. 😉

Das Ganze soll in Zusammenarbeit mit der enercity AG und dem enercity-Fonds pro Klima passieren und den politischen Gremien noch vor dieser Sommerpause 2022 zum Beschluss vorgelegt werden. Und Mark Bindert, der umweltpolitische Sprecher der Grünen, führt aus, dass damit zugleich auch eine Grundlage gelegt sei, die Energiewende in Hannover zu beschleunigen und das Ziel des Bürger:innenbegehrens zu erreichen.

Welche Wärmequellen können das Kohlekraftwerk denn überhaupt ersetzen?

Die Stadtwerke enercity planen das Kohlekraftwerk Stöcken nach und nach durch 10-14 kleinere Anlagen zu ersetzen, in denen Strom und Wärme durch Erneuerbare Energiequellen gewonnen werden kann. 2025 will dann enercity den ersten Block des Kraftwerks und 2030 den zweiten Block abschalten.

Auf hannover-erneuerbar.de  führt Jens Clausen in einem Beitrag aus, mit welchen nachhaltigen Energiequellen enercity plant und welche Wärmequellen sich außerdem anbieten würden und welche besser nicht. Jens Clausen ist Mitglied bei den Scientists for Future, Bauingenieur und promovierter Volkswirt. Als Innovationsforscher arbeitet Jens Clausen beim Borderstep Institut und hat eine Wärmepotentialstudie verfasst, die Möglichkeiten Hannovers aufzeigt .

Jens Clausen zählt in seinem Beitrag bei hannover erneuerbar auf, dass laut der Planung von enercity etwa die Hälfte der Wärmeenergie aus Stöcken durch eine Müll-Verbrennungsanlage in Lahe (etwa 20% der bisherigen Wärmeenergie; existiert bereits), durch eine Klärschlamm-Verbrennungsanlage in Lahe (etwa 3,3 %; Start 2022) und durch das in Stöcken entstehende Biomasseheizwerk (etwa 28%; Start 2025) ersetzt werden soll.

So plant enercity das Kohlekraftwerk Stöcken zu ersetzen

  • Müll-Verbrennungsanlage in Lahe (existiert bereits)
  • Klärschlamm-Verbrennungsanlage in Lahe (geplanter Start 2022)
  • Biomasseheizwerk in Stöcken (geplanter Start 2025)
  • Industrielle Abwärme (z.B. Zementwerk Höver, Rechenzentrum Anderten)
  • Umweltwärme (mittels Großpumpen; z. B. aus Ihme, Leine, Maschsee oder Abwasser)

Weitere mögliche Wärmequellen in Hannover

  • Große Solarthermie
  • Tiefe Geothermie

Angaben aus Beitrag Dr. Jens Clausen, Alternative Wärmequellen für Hannover, hannover erneuerbar, 2021

Bei der Müllverbrennungsanlage wird jetzt die Wärme eingespeist, die bislang während der Verbrennung ungenutzt abgegeben worden ist. Die Klärschlammverbrennungsanlage wird ebenfalls in Lahe, gleich neben der Müllverbennungsanlage entstehen. Auch hier soll die bei der Verbrennung entstehende Wärme genutzt werden.

Beim Biomassekraftwerk frage ich mich allerding, ob wir denn genug Biomasse in der Region zum Verbrennen haben und welche Biomasse überhaupt genutzt werden sollte? Jens Clausen geht davon aus, dass es nicht ratsam sei, zu sehr auf Biomasse zu setzen, da sie nur wenig als Abfall oder Altholz zur Verfügung steht und genutzt werden kann. Und auf keinen Fall solle hier auf Holzimporte aus anderen Ländern zurückgegriffen werden, deren Quellen unklar sind. enercity gibt dazu an, dass sie hier Biomasse aus regionalen Quellen verwenden wollen.

Wo gibt es industrielle Abwärme und was sind Großwärmepumpen?

enercity plant außerdem, Abwärme aus Industrieprozessen und Großwärmepumpen nutzen zu wollen.

Unter industrieller Abwärme kann ich mir ja noch etwas vorstellen – Wärme, die bei Verarbeitungsprozessen in der Industrie frei wird. Jens Clausen schlägt da das Zementwerk in Höver und das Rechenzentrum in Anderten vor, die beide sehr viel Abwärme liefern könnten.

Aber was sind denn Großwärmepumpen? Wärmepumpen gibt es ja bereits in Gebäuden, um zu heizen oder Wasser warm zu machen. Und wie die kleineren Wärmepumpen funktionieren auch diese Großwärmepumpen. Mit ihnen könnten die Stadtwerke Umweltwärme aus unseren hannöverschen Flüssen Ihme und Leine nehmen oder aus Seen, wie dem innerstädtischen Maschsee oder auch aus unterirdischen Wasserläufen erklärt Jens Clausen. Das dürfte sich im Zuge der Klimaerhitzung sogar positiv auf die Gewässer auswirken, da sie dabei abkühlen. Eignen würde sich auch die Wärme aus dem Abwasser im Kanalsystem.

Wärmepumpen funktionieren wie Kühlschränke bloß umgekehrt.

Super – und  was heißt das jetzt genau? Kleine Wärmepumpen gibt es ja bereits, um für warmes Wasser im Haus zu sorgen oder um Gebäude zu beheizen. Eine Wärmepumpe nutzt dabei die Wärmeenergie aus der Umgebungsluft, Wasser oder Erdboden, um in einem geschlossenen Kreislauf ein Kühlmittel zu verdampfen. Dabei kühlt sich die Umgebungsluft, das  Wasser oder der Erdboden ab. Dieses Abkühlen der Luft wird im Kühlschrank genutzt. 😉

In der Wärmepumpe wird das jetzt gasförmige Kühlmittel mit einem elektrisch betriebenen Kompressor zusammengepresst (daher der Name 😉 ). Beim Zusammenpressen erhitzt sich das Gas stark und gibt diese Wärme an Wasser ab, das wir dann als Warmwasser oder zum Heizen benutzen können. Beim Abkühlen wird das Gas wieder flüssig und liegt damit wieder als flüssiges Kühlmittel vor.

Bislang wird nur wenig  mit Wärmepumpen geheizt. Die Wärmepumpen werden aber in den nächsten Jahren einen erheblichen Anteil an der klimafreundlichen Wärmeversorgung einnehmen.

Wo ist Platz für große Solarthermieanlagen und kommen wir an die Tiefe Geothermie?

In seinem Beitrag auf hannover erneuerbar führt Jens Clausen außerdem aus, dass es zusätzlich zu den von enercity eingeplanten Wärmequellen weitere Möglichkeiten in der Region Hannover gäbe. So wäre es zum Beispiel möglich, Wärme mit großen Solarthermieanlagen zu gewinnen.

Bei der Solarthermie wird letztendlich Wasser durch Sonneneinstrahlung erwärmt und so die Sonnenergie als Wärmeenergie im Wasser gespeichert. Für große Solarthermieanlagen würden sich Flächen entlang von Autobahnen oder über Parkplätzen anbieten. Im HAZ-Forum schlägt der Innovationsforscher auch die Dachflächen vom Autozulieferer Continental vor. Was natürlich besonders praktisch wäre, da Conti ja auch zurzeit Energie aus dem Kraftwerk Stöcken bezieht und sich dann eine eigene Wärmequelle auf das Dach setzen könnte.

Dazu sagt die Chefin von enercity, Susanna Zapreva, im HAZ Forum, dass sie auf der Suche sein, nach geeigneten Flächen, doch stünden hier Solarthermieanlagen in Konkurrenz mit Photovoltaikanlagen.

Die Tiefe Geothermie oder auch Tiefengeothermie, ist die Erdwärme, die etwa ab einer Tiefe von 400 m im Boden vorliegen und genutzt werden kann. In der Region Hannover gäbe es Tiefe Geothermie in einigen Gebieten im Nordosten von Hannover in einer Bohrtiefe von etwa 1000 Metern, so Jens Clausen. Bei der Tiefengeothermie zeigt sich Frau Zapreva im HAZ Forum jedoch skeptisch, da dafür die Probebohrungen sehr teuer sein würden und enercity allein das Risiko übernehmen müsse, falls die Bohrung nicht zum Erfolg führte.

Im HAZ-Forum im Pressehaus diskutierten über das frühere Abschalten des Kohlekraftwerks in Stöcken: Stefan Barlag, Mitinitiator von hannover erneuerbar, der Innovationsforscher Dr. Jens Clausen, Enercity-Chefin Dr. Susanna Zapreva, Dr. Volker Müller, Hauptgeschäftsführer Unternehmerverband Niedersachsen und der Oberbürgermeister von Hannover Belit Onay.

Sanierung der Gebäude und Austausch von fossilen Heizungen

Auch das Sanieren von Gebäuden wird eine große Rolle spielen, da es möglich macht, die Vorlauftemperatur ein Stückchen niedriger einzustellen. Und das würde sich wiederum auch im Preis der Wärme widerspiegeln. Jens Clausen dazu im HAZ-Forum: „Je niedriger die Temperatur der Wärme ist, die die Leute brauchen, desto größer die Chance, dass sie die Wärme preiswert kriegen.“ Und zum Erreichen der Klimaneutralität sei es auch auch wichtig, die Ölheizungen in den privaten Haushalten zu ersetzen, ergänzte Frau Zapreva. Sie hätten da für die Kund:innen eine breite Palette, aber es würden zurzeit die richtigen Anreize fehlen umzusteigen.

Wie heizen die Kund:innen von enercity zurzeit?

64 % mit Erdgas

21 % mit Fernwärme

15 % mit Öl, Holzpellets oder Wärmepumpen

Angaben enercity-Chefin Susanna Zapreva, im HAZ-Forum

Wenn ich mir so die Angaben von Frau Zapreva zur gesamten Wärmeversorgung angucke, sind es ja nicht nur die Wärme aus Kohle und die Ölheizungen, von denen wir weg müssen, um klimaneutral zu werden. Die Mehrheit der Kund:innen in Hannover, nämlich 65 %, heizen immer noch mit Erdgas. Da hat Frau Zapreva völlig Recht – auch bei der weiteren Wärmegewinnung durch fossile Energien brauchen wir eine Diskussion und vor allem lenkende Maßnahmen und Anreize hier auf erneuerbare Energien umzustellen.

Wärme aus Wasserstoff ist zurzeit keine Lösung weder für Stadtwerke noch hannover erneuerbar

Und last but not least: Was ist eigentlich mit Wasserstoff? Alle reden gerade von dem heilbringenden Wasserstoff. Aber, damit der Einsatz von Wasserstoff tatsächlich auch von der Klimabilanz nachhaltig ist, muss er mit Strom aus erneuerbaren Quellen, wie Windenergie oder Solarenergie, gewonnen werden. Der so hergestellte Wasserstoff wird auch als Grüner Wasserstoff bezeichnet. Dafür bräuchten wir aber einen deutlich höheren Ausbau der Solar- und Windenergie.

Ob und wie uns Wasserstoff in der Klimakrise helfen kann erfährst du hier in einer super spannenden Podcastfolge von Cornelia und Volker Quaschning. Unbedingt hörenswert!

Deshalb führt Jens Clausen auch aus, dass der knappe und teure, grün gewonnene Wasserstoff für die Stahlproduktion, chemische Industrie oder andere industrielle Anwendungen vorbehalten bleiben muss. Auch Frau Zapreva stellt im HAZ-Forum klar, dass Wasserstoff zurzeit keine Alternative ist. Außerdem wäre die Wärme aus grünem Wasserstoff zurzeit etwa 7-mal so teuer.

So viel gemeinsam – aber was verhindert dann ein früheres Abschalten?

Das klingt doch aber so, als ob enercity und die Initiative hannover erneuerbar gar nicht so weit auseinander liegen in ihren Vorstellungen, wie eine nachhaltige Energie- und Wärmeversorgung in Hannover aussehen sollte. Es scheint hier also vorwiegend ums Datum zu gehen. Was meinen denn die Beteiligten, woran es liegt, dass die Energie- und Wärmwende in Hannover verzögert wird? Welche Gründe gibt Frau Zapreva an, die ihrer Meinung nach ein Abschalten schon 2026 verhindern?

Mehr Tempo in der Genehmigung, mehr Zukunftsgeist in der Industrie

Es scheint, alle sind sich vom Prinzip her einig: Wir brauchen mehr Tempo im Ausbau der Erneuerbaren Energien.

Sowohl enercity-Chefin Frau Zapreva als auch Volker Müller, Hauptgeschäftsführer der Unternehmerverbände Niedersachsen, bekräftigen im HAZ-Forum, dass die Genehmigungsverfahren in Hannover, im Land Niedersachsen, sehr lange dauern.

Aber, dass  Dinge sehr wohl beschleunigt werden können, wenn nur der Wille da ist, sie zu beschleunigen, zeigt ja auch gerade die Errichtung des Tesla Werkes in Grünheide vor den Toren Berlins oder die Herstellung des Covid-19-Impfstoffes. Darauf weist auch Jens Clausen hin und ist für eine deutliche Beschleunigung der Verfahren.  Warum sollte es nicht ein Erneuerbare-Energieanlagen-Beschleunigungsgesetz 😉  geben, fragt er deshalb? Ganz ähnlich dem Verkehrswegeplanungsbeschleunigungsgesetz (gab es tatsächlich mit genau diesem unglaublichen Namen – habe es gerade gefunden). Wo ein Wille ist, ist also auch eine Beschleunigung möglich.

Zusätzlich hofft Jens Clausen auch auf mehr Innovationsfreude von den Unternehmen in diesen Zukunftstechnologien. So gäbe es in Dänemark sehr viele Firmen, die Bauteile für Große Thermieanlagen anbieten würden –  in Niedersachsen oder in Deutschland passiere da in diesem Bereich noch nicht viel. Positiv sei aber die Idee vom Zementwerk in Höver, die planen, das bei der Zementerstellung entstehende CO2 aufzufangen, zu Methanol zu verarbeiten und an die Industrie zu verkaufen. Dabei würde noch mehr Wärme entstehen, die dann wiederum in das Fernwärmenetz eingespeist werden kann. So können innovative Ideen einen Beschleunigungseffekt für Energiewende und Klimaneutralität bringen.

Diese Politischen Rahmenbedingungen von Bund und Land, würden einen Ausbau der Erneuerbaren Energien beschleunigen:

  • Schnellere Genehmigungsverfahren zum Bau erneuerbarer Energieanlagen – z. B. ein Erneuerbare-Energieanlagen-Beschleunigungsgesetz.
  • Ein ehrlicher CO2-Preis in einer Größenordnung, die tatsächlich Anreize setzt CO2 einzusparen.
  • Umlenkung der Subventionen – weg von den fossilen Energieträgern hin zu der Subventionierung der Erneuerbaren Energien – z. B. Aufbau eines Risikofonds für Geothermie-Bohrungen.
  • Ein Erneuerbares Energiengesetz (EEG), das wirklich den Ausbau der Erneuerbaren Energien vorantreibt und sie nicht künstlich teurer macht oder verhindert

Aussagen der Diskussionteilnehmer:innen beim HAZ-Forum

Die Rahmenbedingungen müssen sich grundlegend ändern, damit sich der Ausbau der Erneuerbarer Energien beschleunigen kann

Ein anderes Problem klingt außerdem ganz deutlich in der Diskussionsrunde bei den Teilnehmenden an: Die fossilen Energiehersteller werden nach wie vor hoch subventioniert und den Energieunternehmen, die auf Erneuerbare umstellen wollen, fehlt diese Unterstützung. Auch würde der Strom künstlich verteuert durch die EEG-Umlage, wie sie zurzeit funktioniert. Das verhindere zum Beispiel auch den Anreiz auf Wärmepumpen umzustellen. Jens Clausen dazu: „Wärme ist genau so teuer wie der EEG-belastete Strom der Wärmepumpe.“

Auch Probebohrungen für die Große Geothermie sein riskant und teuer und dieses Risiko würde den Stadtwerken nicht abgenommen. Jens Clausen nennt hier das Beispiel Niederlande, in denen es dafür Risikofonds gäbe, zum Beispiel für das Risiko bei der Probebohrung zur Geothermie.

Oberbürgermeister Belit Onay geht da offenbar auch schon die richtigen Wege. Belit Onay sagte beim HAZ-Forum, dass er da bereits im Austausch mit dem Land Niedersachsen über Gelder aus dem Europäischen Transitionfonds sei, der bislang leider nur Kohlegebiete beim Umbau zu Erneuerbaren Energien unterstützen würde. Der Oberbürgermeister sei ebenfalls schon an Herrn Altmaier herangetreten, um Finanzmittel für den Ausbau der Erneuerbaren zu organisieren. Auch spricht Belit Onay davon, dass ein ehrlicher CO2-Preis zu den regelnden politischen Rahmenbedingung gehören müsse.

Normalität ist keine Option – klare Kommunikation in der Klimakrise

„Normalität ist keine Option“ – das ist der Satz mit dem sich Hannover als Europäische Kulturhauptstadt beworben hat und er gälte uneingeschränkt auch für unseren Umgang mit der Klimakrise, sagt Stephan Barlag von hannover erneuerbar. Er sei sich sicher, dass der Kohleausstieg bis 2026 klappen kann, wenn jetzt tatsächlich alle Beteiligten an einem Strang ziehen.

Das Wichtigste sei jetzt, klar zu machen, dass wir diesen Ausbau der Erneuerbaren Energieanlagen jetzt wirklich schnell brauchen, meint auch Jens Clausen. „Schließlich geht es hier ja um eine Überlebensfrage.“

Dem schließt sich auch Belit Onay an, und sagt, dass die Klimakrise elementar für die Gesellschaft sei. Die bereits jetzt zunehmenden Wetterextreme in Deutschland sein deutlich spürbar. Deshalb müssten wir schnellstmöglich darauf reagieren und gleichzeitig die Chancen des nachhaltigen Umbaus für die Wirtschaft herausstellen. Gerade in Niedersachsen, in Hannover gäbe es unfassbar große Potentiale für den Klimaschutz in der regionalen Wirtschaft.

Das Schlusswort von Belit Onay gefällt mir:

„Die jüngere Generation steigert den Druck – wir brauchen den Wechsel und wir müssen herausstellen, welche Chancen wir daraus ziehen werden.“

FAZIT frau k .Ehrliche Kommunikation und Druck auf Berlin und Land

Tatsächlich scheinen sich ja alle einig zu sein: Ein schnellstmöglicher Ausstieg aus den Fossilen soll stattfinden. Und es wird immer deutlicher – wesentlich dafür ist eine klare Kommunikation:

  • Es muss klar benannt werden, welche dramatischen Auswirkungen die Klimakrise für unser Leben haben wird, wenn wir die Erdüberhitzung nicht eindämmen. Dafür müssen wir spätestens 2035 klimaneutral sein – auch in der Stadt Hannover. Und dazu müssen bereits in den nächsten 5 Jahren die Treibhausgase massiv gesenkt werden.
  • Ebenso klar müssen die Chancen herausgestellt werden, die in einem nachhaltigen Umbau der Region stecken. Klimaschutz ist auch ein gigantischer Konjunkturmotor, den wir gerade jetzt in der Coronakrise dringend brauchen können.
  • Und es muss ehrlich von Stadt und Region Hannover benannt werden, was zurzeit noch einen schnelleren Ausstieg aus der fossilen Energiegewinnung verhindert. Diese Gründe liegen vor allem in der Bundes- und Landesgesetzgebung. Hier müssen sich jetzt die politischen Rahmenbedingungen hin zu einem beschleunigten Ausbau der Erneuerbaren Energien ändern – sonst können wir auch in Hannover nicht mehr rechtzeitig klimaneutral werden.

Es ist klar geworden – enerity will so schnell wie möglich aus der fossilen Energiegewinnung aussteigen. Für einen Ausstieg bis 2026 fehlen zurzeit noch die richtigen Rahmenbedingungen.  In die Politik und Verwaltung Hannovers scheint dafür jetzt neuer Schwung zu kommen. Das ist gut so. Aber, wir können das Problem nicht allein in Hannover lösen. Wir brauchen Druck auf Berlin und das Land Niedersachen, auch aus der Politik und Verwaltung Hannovers, damit sich die politischen Rahmenbedingungen ändern und ein schnellerer Ausbau der Erneuerbaren Energien möglich ist. Deshalb ist es auch gut, dass jetzt das Bürger:innenbegehren diesen Druck erhöht und so öffentlich über die Gründe gesprochen werden kann, die zurzeit noch einen schnelleren Ausstieg aus den fossilen Brennstoffen verhindern.

Die Diskussion um das frühere Abschalten des Kohlekraftwerks in Hannover Stöcken ist ein Beispiel dafür, dass wir jetzt in der gesamten Bundesrepublik darüber reden müssen, wie wir auch in der Wärmeversorgung den Wechsel zu den Erneuerbaren Energien schaffen und was für Rahmenbedingungen wir jetzt dafür brauchen.

Wie ist deine Meinung zu dem Thema? Was meinst du, was zurzeit noch einen schnelleren Ausstieg aus den fossilen Energien verhindert? Was brauchen wir jetzt, um die Umstellung auf Erneuerbare Energien zu beschleunigen? Und falls du aus Hannover kommst – bist du schon ordentlich dabei Unterschriften für das Bürger:innenbegehren zu sammeln? Schreib mir deine Ideen und Anmerkungen zum früheren Abschalten des Kohlekraftwerks Stöcken gerne in die Kommentare.

Beste Grüße

frau k.

FAKTEN CHECK Was kann die Erneuerbare Energien in Hannover beschleunigen?

Der Wille zum Wandel.
Wir haben es in der Hand, rechtzeitig klimaneutral zu werden.
Klares Benennen.
Klimaschutz ist unsere Chance.
Lenkende Gesetze.
So werden Erneuerbare Energien entfesselt, finanziert und beschleunigt.
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